Dr. Birgit Wetzel

Führen mit Gefühl: Emotionen im Job? Ja, bitte!

Dr. Birgit Wetzel


Sind Sie auch davon überzeugt, dass Gefühle im Arbeitsleben nichts verloren haben? Frei nach dem Motto: Wir bleiben mal alle ganz sachlich! Doch was, wenn sich die Emotionen über unseren Körper und unsere Verhaltensweisen ein Ventil suchen und nonverbal für alle präsent sind? Da wird lauter und mit Nachdruck in der Stimme gesprochen, vielleicht unterbricht man auch andere beim Sprechen. Der Körper wird – wenn möglich – in Bewegung gebracht, der Stift in der Hand geknetet oder auch das Taschentuch gezückt, um die aufsteigende Hitze in den Griff zu bekommen. Vielleicht geht Ihnen aber auch das Gehörte an die Nieren, bringt Ihren Puls auf Touren oder schlägt Ihnen auf den Magen? Gefühle manifestieren sich in unserem Körper noch bevor wir diese bewusst benennen können.

Angenehme und unangenehme Gefühle gehören zum Menschsein. Ob wir es wollen oder nicht, wir fühlen immer. Nur wird die eigene Wahrnehmung infolge von Ausprägung und Intensität unserer Emotionen und der Bewusstheit dafür beeinflusst. Welche unangenehmen Emotionen fallen Ihnen mit Blick auf den Arbeitsalltag spontan ein? Angespanntheit, Irritation, Frust, Stress, Ohnmacht sind einige Emotionswörter, die in diesem Kontext genannt werden. Evolutionsbiologisch haben diese Gefühle Warn- und Schutz­funktion. Sie sorgen dafür, dass wir eine Bedrohung rechtzeitig erkennen. Wir aktivieren dann Strategien, um die jeweilige Situation gut zu meistern. Das regelmäßige Ignorieren oder Verdrängen von unangenehmen Emotionen kann Menschen in Folge aus der Balance und das berühmte Fass zum Überlaufen bringen. Doch wie kann es gelingen, Emotionen wahrzunehmen und situativ zu regulieren, so dass es allen Beteiligten damit gut geht?

Und wie ist das mit den positiven Gefühlen? Welche positiven Gefühlsworte kommen Ihnen in den Sinn? Forschungen belegen eindrücklich, dass positive Emotionen dazu beitragen, die Gesundheit zu fördern, das Denken zu erweitern und die Motivation der Mitarbeitenden und deren Einsatz messbar zu erhöhen. Auch tragen sie zu stabileren sozialen Beziehungen bei. Wäre es dann nicht von Vorteil, positive Emotionen im Job zu fördern? Ja, bitte – vor allem durch positive Kommunikation und Rahmenbedingungen, die ein gutes Arbeitsklima fördern.

Zu lernen, Emotionen zu differenzieren, bringt klare Vorteile für die eigene Lebensführung, denn Gefühle haben Anzeigefunktion: Sie führen uns zu dem, was uns im Moment gerade wichtig ist. Das im Kopf zu klären, bringt bei negativen Emotionen eine erste Entspannung und öffnet den eigenen Gestaltungsraum. Doch dieser Gedankengang ist selten in uns angelegt und gleich gar nicht als Automatismus. Er braucht Reflexion und Übung, um als neuer Gedankenpfad abgespeichert zu werden und bei Bedarf im Autopiloten abrufbar zu sein. Es lohnt sich, in dieses Training zu investieren, denn es beruhigt uns selbst und die jeweilige Situation. Das ist Teil der „Emotionsregulation“, einer Verhaltensweise, die vor allem in Führungsverantwortung für alle Beteiligten von großem Nutzen ist.

Sie wollen mehr zu diesem Thema wissen? Dann lade ich Sie ein, mit mir auf eine emotionale Kurzreise zu gehen und dabei zu erfahren, wie es gelingen kann, die angenehmen Emotionen im Arbeitsalltag und darüber hinaus zu stärken und bewusst als gesunden Gegenspieler zu den unangenehmen Gefühlen „aufzurufen“. Damit ganz klar wird: Emotionen im Job? Ja, bitte viele positive!

18. Juli 2023