Dr. Birgit Wetzel

In den Rückspiegel schauen und dankbar sein

Dr. Birgit Wetzel


Immer wieder gibt es Momente im Leben, da schauen Menschen in den Rückspiegel des Lebens und sind dankbar für das, was gewesen ist. Das kann der Jahreswechsel, ein persönliches Ereignis, ein wichtiger Meilenstein, der Wochen-, Monats- oder Quartalsabschluss, eine Feier, ein Abschied oder auch ein erlerntes Ritual sein. Manche Menschen notieren regelmäßig, wofür sie dankbar sind. Andere empfinden Dankbarkeit spontan im jeweiligen Moment. Damit verbunden gibt es zahlreiche Formen, Dankbarkeit auszudrücken.

Dankbarkeit kann uns in drei Facetten begegnen: Als Emotion, als Stärke und als Kognition. Dankbarkeit zu empfinden, ist ein sehr positives Gefühl. Es kann unseren Körper wärmend durchfluten, unser Augenmerk für das Vorhandene befördern, uns innerlich verneigen und innehalten lassen. Möglicherweise kommen uns Dankesworte in den Sinn, die uns ohne diese Rückschau nicht eingefallen wären. Wir werden kreativ, um unsere Dankbarkeit auszudrücken. Tief empfundene Dankbarkeit öffnet unser Herz und unseren Kopf, erweitert so unseren wertschätzenden Blick für Hilfe und Unterstützung und vertieft unsere Beziehungen zu anderen Menschen.

Dankbarkeit als Persönlichkeitsmerkmal i. S. einer Stärke fokussiert die menschliche Wahrnehmung auf das Positive im Leben. Menschen mit dieser Eigenschaft ist es eigen, den Blick auf den Beitrag Dritter zu haben, auch auf die begünstigenden Umstände bzw. die natürlichen Gegebenheiten. Kurz gesagt, sie sehen die Haben-Seite des Lebens. Diese Stärke korreliert laut Wissenschaft besonders hoch mit der empfundenen Lebenszufriedenheit. Sie ist quasi ein „Lebensjoker“.

Dankbarkeit als Kognition drückt sich in einer wertschätzenden Weltsicht gegenüber den positiven Aspekten des Lebens aus. Eine offene und bewusst wahrnehmende Geisteshaltung mit dem damit verbundenen Denken zahlt auf diese wertschätzende Lebenseinstellung ein.

Sie sehen, das Wort „Danke“ ist zwar kurz und bündig und dennoch sehr wirkungsvoll. Dankbarkeit zu leben, hilft im Moment zu bleiben, stabilisiert und vertieft soziale Beziehungen, unterstützt das Selbstwertgefühl, fördert die Hilfsbereitschaft und ist ein wichtiges „emotionales Guthaben“ für die eigene Widerstandsfähigkeit. Da liegt es doch auf der Hand, die selbst verwendeten Dankbarkeits-Formen zu reflektieren: In welcher Form sagen Sie DANKE? Was könnten Sie erweitern, verstärken oder auch neu ausprobieren?

Ich persönlich empfinde die „Dankbarkeits-Liste“ als ein sehr wirksames Tool: Zum Quartalsrückblick notiere ich meine „Juhu-Momente“. Schon das Aufschreiben dieser Dankbarkeits-Anlässe lässt das Herz voller Freude höher schlagen. Das spätere Nachlesen ermöglicht darüber hinaus, noch einmal in diese positiven Emotionen zurückzukehren. Was meinen Sie, was sind Ihre persönlichen „Juhu-Momente“? Wofür sind Sie dankbar – spontan, reflektiert oder auch mit dem Blick auf das Große und Ganze? Eins steht jedoch fest, es lohnt sich, dieses „Elixier“ für Wohlbefinden bewusst in das eigene Leben zu integrieren.

31. Januar 2024