JA sagen und NEIN meinen
Warum sagen wir ab und an JA obwohl wir NEIN meinen? Was hindert uns daran, in einem solchen Moment klar Stellung zu beziehen und auszusprechen, was uns gerade beschäftigt? Und wie gelingt es uns, NEIN zu sagen, wenn wir NEIN meinen? Erinnern Sie sich an eine Situation, in der Sie JA gesagt haben, obwohl Sie viel lieber NEIN gesagt hätten? Wie ging es Ihnen mit diesem JA im Nachhinein?
Je nachdem um welches Thema es geht und in welcher Beziehung wir zur anderen Person stehen, fällt es uns mal leichter, mal schwerer zum Anliegen des Anderen NEIN zu sagen. Geht es um die Delegation einer Aufgabe, kann das hierarchische Verhältnis das JA scheinbar „erfordern“. Wir wollen die Beziehung nicht aufs Spiel setzen oder befürchten vielleicht sogar persönliche Konsequenzen. So sagen wir – trotz innerer Widerstände – stattdessen JA auf die an uns gerichtete Bitte.
Wir erweisen weder dem Anderen noch uns selbst einen guten Dienst, wenn wir in diesem Sinne JA sagen. Die andere Person kann bei aufmerksamer Beobachtung sehen, dass da was im Verborgenen ist. Fragt sie nach, könnte das zu einem Gespräch führen, in dem geklärt wird, wie die Anliegen beider Gesprächspartner erfüllt werden könnten. Doch Zeitdruck und das schnelle JA verleiten oftmals zur zügigen Gesprächsbeendigung. Ende gut alles gut? Zunächst scheint alles in Ordnung: Der Chef hat delegiert und ist seine Aufgabe los. Der Delegationsempfänger hat schnell wieder seine Ruhe. Doch was, wenn der Schreibtisch übervoll ist, Kompetenzen fehlen, Prioritäten täglich verschoben werden und einem selbst die Energie ausgeht? Das NEIN zur neuen Aufgabe wäre in diesem Fall das JA zu den eigenen Bedürfnissen gewesen. Das könnten die Bearbeitung der vorhandenen Aufgaben in hoher Qualität, die Priorisierung der zu bearbeitenden Themen, konkrete Unterstützung z. B. in Form einer Weiterbildung oder auch die kurzfristigen Urlaubstage sein.
So wie jedes JA einen guten Grund hat, hat auch jedes NEIN einen guten Grund. Um das auszusprechen, muss uns das zunächst einmal selbst klar sein. Das setzt voraus, sich bewusst mit seinen eigenen Anliegen auseinanderzusetzen. Danach habe haben wir die freie Wahl, was wir unserem Gegenüber kommunizieren – so, dass es transparent und nachvollziehbar wird.
Mit einem klaren, respektvollen NEIN setzt man Grenzen. Es ist die größte Reserve im persönlichen Zeitmanagement. Machen Sie sich klar, warum Sie NEIN sagen (wollen) und teilen Sie es dem Anderen mit. Das ist der erste Schritt. Um die Verbindung zur anderen Person zu halten, wäre der zweite Schritt, offen auszusprechen, was Sie bewegt und was das JA hinter dem NEIN ist: Wozu könnten Sie JA sagen? Müssten die Rahmenbedingungen geändert werden, z. B. der Zeitplan für die Aufgabenstellung? Benötigen Sie externe Expertise oder andere zusätzliche Ressourcen? Was genau würde Ihnen helfen, um auf die Bitte der anderen Person mit einem aufrichtigem JA zu antworten? Mit einer solchen Kommunikation haben wir es selbst in der Hand, für uns zu sorgen und gleichzeitig das Anliegen des Anderen im Sinne einer gemeinsamen Lösung im Auge zu behalten. So können wir Entscheidungen treffen, mit denen es uns richtig gut geht. Viel Erfolg beim Ausprobieren!
14. Dezember 2021