Dr. Birgit Wetzel

Leichtigkeit

Dr. Birgit Wetzel


Ist es legitim, seiner Arbeit mit Leichtigkeit nachzugehen? So, dass es sich anfühlt, als ob es mühelos ist und einem förmlich „von der Hand geht“? Sind dann noch Höchstleistungen möglich? Brauchen wir die Anstrengung und Überwindung als Voraussetzung für Entwicklung? Wann stellt sich bei Ihnen das Gefühl ein, dass es Ihnen leichtfällt? Welche Arbeiten machen Ihnen Spaß und halten Ihren „Energiehaushalt“ hoch? Es lohnt, sich die eigenen Stärken bewusst zu machen und dazu Feedback einzuholen.

Ich meine, dass eine ausgewogene Balance zwischen Leichtigkeit und Anstrengung ein nahrhafter Boden für die eigene Motivation und die persönliche Entwicklung ist. Leichtigkeit können wir dann erzielen, wenn wir etwas sehr gut beherrschen und unsere Fähigkeiten und Stärken zielorientiert einbringen. Macht das Ganze dann noch Sinn für uns, haben wir die Chance, beim Arbeiten den „Flow“ zu erleben: Wir sind vertieft in unsere Aufgabe, gehen in unserer Tätigkeit auf und vergessen „Raum und Zeit“. Die „unsichtbaren“ Flügel lassen uns gleichzeitig neue Herausforderungen meistern, schenken uns ungekannte Kreativität und befördern in diesem Prozess das Lernen. Wir wachsen über uns hinaus und erweitern unsere Handlungskompetenzen. 

In der Kommunikation mit anderen stellt sich Leichtigkeit ein, wenn wir die „Kapazität“ haben, einander zuzuhören, uns ausreden zu lassen und nachzufragen bevor wir eine Antwort geben. Das klappt vor allem, wenn wir einander schätzen, Zeit haben und entspannt sind. Doch wie holt man sich Leichtigkeit zurück, wenn man spürt, dass sich Widerspruch oder Ungeduld in einem regt und man kurz davor ist, ungehalten zu reagieren oder auch ein „Machtwort“ zu sprechen? 

Im Grunde ist das ganz einfach: Wenn wir merken, dass während des Gespräches in uns etwas „hochkommt“, es in uns brodelt oder wir abgelenkt sind und nicht mehr zuhören, dann setzen wir für uns selbst ein STOPP. Unsere schwindende Aufmerksamkeit hat seinen guten Grund. Und der liegt in uns selbst. Das anzuerkennen ist der erste Schritt. Wie in einem Handballspiel könnten wir im zweiten Schritt um eine kurze Auszeit bitten und diese nutzen, durch die Reflexion des Gehörten die Situation für uns selbst zu klären. Mit etwas Training gelingt es in wenigen Minuten als „stiller Beobachter“ seiner selbst, zu erkennen, was gerade los ist. Das entspannt und gibt uns unsere Energie zurück, die es ermöglicht, in die Situation mit mehr Leichtigkeit und den richtigen Worten zurückzukehren. Probieren Sie es aus. Viel Erfolg dabei.

19. Januar 2021