Dr. Birgit Wetzel

Vertrauen

Dr. Birgit Wetzel


Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Wie halten Sie es damit? Jeder von uns schenkt regelmäßig Ver­trauen oder ist selbst Vertrauensperson. Vertrauen ist eine sehr persönliche Sache. Wenn wir vertrauen, verlassen wir uns darauf, dass etwas in unserem Sinne erfolgt. Und wir treffen die Entscheidung, sich auf uns selbst bzw. auf einen Dritten mit Blick auf das Kommende - ohne Gewissheit des Ausgangs - zu verlassen. Im Grunde geben wir die Sicherheit durch Kontrolle zugunsten von Vertrauen aufgrund einer Erfahrung auf. Wir haben etwas erlebt, das unseren Werten und Bedürfnissen entsprochen hat. Damit sind positive Gefühle verbunden. Diese sind in uns verankert und lenken uns bei Folgeentscheidungen. Das geschieht häufig unbewusst. Machen wir uns diesen Prozess bewusst, können wir schnell ausmachen, welche unserer Grundbedürfnisse dabei erfüllt wurden und sich danach „sehnen“, die Wiederholung zu erleben. Das ist ein starker Antrieb, Vertrauen aufzubauen und zu geben. 

Und noch etwas ist in diesem Kontext interessant: Der Beginn für jedes Erfahrungswissen ist Bekanntheit. Erst wenn ich „etwas“ kenne und auf meinem „Wahrnehmungsschirm“ habe, kann ich mich mit ihm beschäftigen und darüber Vertrautheit entwickeln. Kommen Interaktionen hinzu, die die eigenen Erwartungen erfüllen oder sogar übererfüllen, entsteht daraus Vertrauen. 

Auch mit unserem Selbstvertrauen verhält es sich gleichermaßen: Sobald wir uns genau kennen und uns unserer Fähigkeiten, Kompetenzen und Ressourcen bewusst sind, wird es uns bedeutend leichter fallen, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Diese genaue Kenntnis von uns selbst baut innere Sicherheit und Stärke auf. Wir wissen intuitiv, worauf wir uns „verlassen“ können. 

Vertrauen im beruflichen Kontext ist die Basis für gelingende Zusammenarbeit und die wichtigste Währung für erfolgreiche Unternehmen. Kommunikation spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Sie ermöglicht, genau das zu transportieren, was man selbst verkörpert bzw. das Unternehmen ausmacht. Stimmen zu guter Letzt Worte und Taten überein, steht dem Vertrauensvorschuss für die Zukunft nichts mehr im Weg. 

Sind Beziehungen von Vertrauen geprägt, werden sie widerstandsfähiger gegen „Störungen“: Preis­erhöhungen sind nicht sofort ein Kündigungsgrund, der versäumte Termin nicht gleich das Ende einer persönlichen Karriere. Damit das Vertrauen auch nach solchen Ereignissen keinen Schaden nimmt, braucht es Offenheit und transparente Kommunikation im Umgang mit der jeweiligen Situation. Also auf zu respektvoller, stimmiger Kommunikation, denn Kontrolle ist gut, doch Vertrauen ist besser. 

7. Oktober 2020